Cashew – roh nicht nur geschmacklich reizend

Die Cashewnuss ist weltweit als gesunder Snack und geschmackvolle Zutat in der Küche bekannt. Darauf, dass Teile der Cashewnuss giftig sind und wir sie nur nach vorheriger Verarbeitung unbedenklich verzehren können, soll ihre Wahl zur diesjährigen Giftpflanze des Jahres 2025 hinweisen. Ein Titel, der jährlich vom botanischen Sondergarten Wandsbek in Hamburg vergeben wird.

Die Cashewpflanze gehört zur Familie Anacardiaceae. Der Cashewbaum (Anacardium occidentale) wächst hauptsächlich in tropischen und subtropischen Regionen mit warmem Klima. Botanisch handelt es sich bei dem von uns als Nuss bezeichneten Pflanzenteil um einen Kern. Der nierenförmige Kern wächst an einem sogenannten Cashewapfel, einer Scheinfrucht. Der ungiftige Apfel hat eine saftige, leicht faserige Konsistenz und schmeckt süß-säuerlich. In Ländern wie Brasilien, Indien oder Thailand wird er frisch gegessen aber auch zu Saft, Marmelade, Chutney oder alkoholischen Getränken verarbeitet. Aufgrund seines schnellen Verderbs wird der frische Cashewapfel nicht exportiert.

In rohem Zustand giftig ist hingegen der Kern, genauer gesagt, die Fruchtschale des Kerns. Hauptsächlich verantwortlich für die toxische Wirkung ist eine organische Verbindung namens Cardol [5-(8,11-Pentadecadienyl)-resorcin]. Reines Cardol, das chemisch zur Gruppe der Phenole gehört ist eine ölige Flüssigkeit, die je nach Reinheitsgrad von hellgelb bis bräunlich erscheinen kann. Der Geruch von Cardol ist charakteristisch phenolartig und wird als stechend und leicht rauchig beschrieben.

Cardol ist stark reizend. Bei Hautkontakt verursachte es Entzündungen, Juckreiz und Blasenbildung. So wird von einer hohen Prävalenz von Kontaktekzemen bei Industriearbeiter in Brasilien berichtet. Ähnliche Effekte wurden bei Konsumenten beobachtet, die unbehandelte Nüsse aus lokalen Märkten verzehrten. Gelangt Cardol in das Auge, kann es zu Rötungen Tränenfluss und möglichen Hornhautschäden kommen. Beim Einatmen von Cardol-Dämpfen, wie etwa bei der industriellen Verarbeitung können reizende Substanzen als Aerosol freigesetzten werden, was bei Arbeitern zu Atemwegsreizungen und starkem Husten, bis hin zum Auslösen von Atemnot führen kann. Beim Verschlucken sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall typisch, in schweren Fällen können systemische Effekte auftreten. Das Öl des Cashewkerns enthält neben Cardol noch Anacardsäure, eine Mischung von 6-n-C15-Alkylsalicylsäuren, 2-Methylcardol sowie Gallussäure. Diese Verbindungen stehen ebenfalls im Verdacht zur Wirkung des Öls als starkes Kontaktallergen beizutragen und nach Kontakt verzögerte allergische Dermatitis auszulösen. Kommt die Haut häufig in Kontakt mit diesem Öl, kann es zu rissigen Hautausschlägen kommen, von denen insbesondere bei Erntearbeitern berichtet wird. Schwere Verläufe können anaphylaktische Reaktionen umfassen, insbesondere bei Personen mit bekannter Allergie gegenüber Schalenfrüchten. Zusätzlich enthalten Cashewnüsse Histamin, weshalb Personen mit einer Histaminintoleranz den Verzehr einschränken sollten.

Gekaufte Cashewnüsse sind in der Regel unbedenklich, da die äußere Schale, die den höchsten Cardol-Gehalt enthält, entfernt wird. Danach werden die Kerne entweder geröstet oder gedämpft, was den Cardol-Gehalt zusätzlich reduziert, da sich Cardol bei Temperaturen über 200 °C beginnt zu zersetzen.

Text: Ute Haßmann
Foto von Vasanth Kedige auf Unsplash

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Anacardiaceae

Die Pflanzenfamilie der Ancardiaceae ist eine große Familie, zu der andere bekannte Pflanzen wie Mango, Pistazie, Sumacharten, darunter Giftsumach, der auch als Giftefeu bezeichnet wird, angehören. Viele dieser Pflanzen enthalten ebenfalls giftige Inhaltsstoffe. Urushinol ist die Verbindung, die in der Schale von Mango, aber auch in Giftefeu zu finden ist und Hautreizungen hervorrufen kann. Biologisch dienen die toxischen Inhaltsstoffe der Pflanze als Fraßschutz, mit denen Fressfeinde durch die reizende Wirkung abgeschreckt werden und so die Pflanze nicht weiter fressen.

Scheinfrucht oder Steinfrucht

Bei den korrekten botanischen Bezeichnungen für die jeweiligen Cashew-Pflanzenteile kann man ohne tiefere Botanik-Kenntnisse leicht durcheinandergeraten. Der Cashewapfel entsteht aus dem verdickten Blütenstiel der Cashewpflanze und gehört daher nicht direkt zur eigentlichen Fruchtbildung. Obwohl er wie eine Frucht aussieht, ist er botanisch gesehen keine echte Frucht, sondern eine Scheinfrucht (Pseudokarp). Die eigentliche Frucht der Cashewpflanze ist die Cashewnuss, die unterhalb des Cashewapfels wächst. Sie besitzt eine harte Schale, die einen einzelnen Samen, den Cashewkern, umgibt. Diese Struktur ist typisch für Steinfrüchte und sie gehört deshalb botanisch zu den Steinfrüchten.

Cashew-Extrakt als Jagdgift

Früher nutzten Fischer auf Java die toxischen Eigenschaften von Cardol zum Fischfang. Sie zerquetschten Cashewschalen, um einen öligen Extrakt zu gewinnen, und gaben ihn in ruhige Gewässer. Dort reizte er die Kiemen der Fische, führte zu Atembeschwerden und betäubte sie, sodass sie an die Oberfläche trieben und leicht eingesammelt werden konnten.

Diese Methode war effizient, hatte jedoch gravierende ökologische und gesundheitliche Nachteile. Cardol schädigte nicht nur Fische, sondern auch andere Wasserlebewesen und verursachte Hautreizungen bei den Fischern. Aufgrund dieser Risiken und strengerer Umweltvorschriften wurde die Technik weitgehend verboten.

Cashew-Nussschalenöl (CNSL)

CNSL ist ein vielseitiger Naturstoff mit sowohl industriellen als auch medizinischen Anwendungen. Industriell wird der Stoff aufgrund seiner phenolischen Verbindungen zur Herstellung von Lacken, Kunststoffen und Reibmaterialien genutzt.

Medizinisch nutzt man die antibakterielle Eigenschaft von CNSL. Diese wird insbesondere durch den hohen Gehalt an Anacardsäure bedingt, die gegen grampositive Bakterien wirkt.
Regional unterschiedlich werden in der traditionellen Medizin neben CNSL noch verschiedene andere Teile des Cashewbaums eingesetzt. Die Rinde dient zur Linderung von Zahnschmerzen, Zahnfleischentzündungen und Fieber, während frische Blätter bei Verdauungsbeschwerden und Hämorrhoiden genutzt werden. Ältere Blätter finden in Form von Umschlägen Anwendung bei Hauterkrankungen und Verbrennungen.

CNSL wird auch zur Behandlung von Hautkrankheiten wie Psoriasis, Ringelflechte, Warzen und Hühneraugen verwendet. Aufgrund der stark hautreizenden Eigenschaften kann es jedoch zu Verätzungen kommen, insbesondere bei Kontakt mit Schleimhäuten, weshalb von Eigenbehandlung abgeraten wird.